Social Media 2024

Mit jedem neuen Netzwerk, das entsteht, habe ich den Eindruck, dass meine Lust sinkt, mich damit zu beschäftigen bzw. mich den Menschen, ihren Eigenheiten und den technischen Möglichkeiten dort zu beschäftigen.

Jetzt bin ich generell eher der User, der stiller Mitleser ist und nicht der Content-Creator und Spaßvogel, der auf irgendeine Art von Reichweite angewiesen ist. Auch bin ich kein Mensch, der seine Kontakte über soziale Netzwerke hält. Von da her kann ich die ganze Situation, ohne persönliche Empfindungen, vom Spielfeldrand beobachten. Nehme ich an.

In den letzten Jahren war und bin ich (weiterhin) Verfechter der Idee des Fediverse. Daher mein Entschluss, meine eigene kleine Instanz aufzusetzen. Trotzdem ist es natürlich schade, dass spürbar ist, dass Teile des Internets (bestimmte Journalistinnen und Journalisten, Marken, Vereine und Verbände usw.) dort nicht verfügbar sind. Mich überzeugt die Idee, dass jeder an einem Protokoll teilhaben kann, ohne, dass eine Entscheiderebene darüber wacht, welche Inhalte, wann und wie oft zu sehen sind. Ein Traum, wenn jeder auf seiner Webpräsenz – selbst gehostet oder bei Anbieter seiner Wahl – seine eigenen Inhalte veröffentlichen könnte. Und da alle dasselbe Protokoll verwenden, ist es möglich, die Inhalte von allen Personen, die mich interessieren, zu abonnieren. Kein Einloggen auf tausend unterschiedlichen Seiten usw. Ich bezahle einmal meinen Anbieter (oder bekomme eben dort Werbung ohne Targeting angezeigt) oder hoste es selbst und kann dann auf die Inhalte zugreifen.

Hallo, aufwachen, aufhören zu träumen.

Hype Threads

Als Threads in Europa gestartet ist, waren viele, die ich hörte und gelesen habe, in großer Vorfreude und haben euphorisch von ihren ersten Erfahrungen berichtet. Davon angesteckt, habe ich mich ebenfalls entschieden, einen Account zu machen.

Verdammt. Dazu musste ich mir tatsächlich zuerst einen Instagram Account zulegen.

Jetzt, nach ein paar Wochen Threads muss ich sagen: Dort finde ich viele relevante Accounts wieder und immer wieder schlagen neue “alte Bekannte” auf. Accounts, wie zum Beispiel einige Lokalpolitikerinnen und Lokalpolitiker und Redakteure von Zeitungsverlage hier in der Umgebung. Menschen, die mir mit ihren Accounts in den letzten Jahren meiner Social Media Nutzung – seit ich Twitter im Jahr 2019 verlassen habe – nicht mehr untergekommen sind.

Trotzdem hat mich Threads nie in irgendeinen Bann gezogen. Im Gegenteil, nach wenigen Wochen, habe ich nach langer Zeit mal wieder eklige Hass Postings gesehen, die ich in meiner Social Media Bubble bis dahin weitestgehend verbannt hatte.

Ein weiterer Aspekt, der mir verdeutlichte, sollte nicht noch grundlegend eine Veränderung eintreten, wird das nichts mit mir und Threads, wurde in dieser Folge vom Haken dran Podcast mit Nora Hespers und Gavin Karlmeier sehr lebhaft besprochen. Threads möchte keine Newsplattform sein und rankt deshalb unter anderem politische Inhalte herunter. Da ist sie wieder, diese Entscheiderebene, die darüber bestimmen möchte, welche Inhalte ich sehe und welche nicht. Um dann irgendwann zu beginnen, dass vielleicht doch wieder diese Inhalte angezeigt werden, aber nur, wenn die Creator dafür bezahlen?

Auch wenn, DrOetker_Pizza dort zu finden ist. Ob ich in nächster Zeit, viel Zeit auf dieser Plattform verbringen werde, bezweifle ich.

Bluesky, der lachende Dritte?

Kurz nach Threads und im Zuge des Hypes darum wurde immer wieder Bluesky erwähnt. Nein, das probiere ich nicht auch noch aus, waren meine ablehnende Gedanken. Ist es doch wieder so ein Netzwerk, dass von einzelnen Personen, denen ich nicht wirklich vertraue, aufgebaut und betrieben wird.

Trotzdem konnte ich mich dem Sog doch nicht entziehen. Es folgte die Anmeldung und ich muss sagen, ich wurde positiv überrascht.

Vielleicht lag es auch an der Onboarding-Erfahrung mit Threads, die mir sehr deutlich machte, dass ich mich dort in ein Meta-Unternehmen einlogge.

Das Onboarding bei Bluesky nahm ich als sehr unproblematisch wahr. Die ersten Tage der Nutzung überraschten mich durch ein Erlebnis ohne Trolle und Hass. Mein Nutzungserlebnis kann ich weitestgehend selbst bestimmen. Ich kann unterschiedliche Timelines nutzen. Ebenso überraschte es mich, dass Bluesky von vielen Accounts aus meiner Info-Bubble bespielt wird. Dachte ich doch seither, dass es doch eher eine Nischenplattform ist.

Fazit

Mal sehen, wie sich dies alles weiter entwickelt. Wie gesagt, am liebsten wäre es mir, ich könnte alles einfach nur hier schreiben. Unter unterschiedlichen Kategorien wie Microblogging, Foto, Video, Blogeintrag usw. und jeder könnte sich auf seiner Plattform abonnieren, was sie oder er haben möchte, aber bis das so weit ist, zerfleddert sich das ganze wohl noch mehr.